Muss man für seinen Beruf brennen?

Karriereanker kennen lernen - Beratung bei der beruflichen Neuorientierung in Hamburg - Dr. Christina Seyd

Die Debatte um Volker Kitz (2017) Streitschrift Warum man für seinen Job nicht brennen muss, ist bis heute nicht abgeklungen. Im Mittelpunkt seiner Publikation steht die These, dass der Selbstverwirklichungs-anspruch, den viele Menschen heute an ihre Arbeit richten, schlussendlich Arbeit überhöht. Der Beru-fungsdebatte setzt er die Idee entgegen, dass Arbeit größtenteils aus „unglamourösen Zutaten“ besteht und sie nicht glücklich machen muss.

 

Stimmt! Nicht jeder brennt für seinen Beruf. Wie auch? Bundesweit angelegte Studien belegen immer wieder, dass grundlegende Entscheidungen, die das Leben

über viele Jahre hinweg beeinflussen, von Schulabsolventen nicht selten mehr oder minder zufällig getroffen werden. Beispiel: Mit dem Psychologie-Studium in Osnabrück wird begonnen, weil von den anderen Unis nur Absagen gekommen sind. Eigentlich hätte es was mit Design sein sollen…

 

Was unter diesen Umständen folgt, ist eher ein Berufsleben zwischen purer Pflichterfüllung und mäßiger Zufriedenheit als Begeisterung für den Beruf. Das „richtige“ Berufsleben wird - solange es geht – auf ein ungewisses Später vertagt. Kein Wunder, denn wo soll das Wissen  herkommen, das nötig wäre, um eine Veränderung der beruflichen Situation anzustoßen. In der Regel haben auch die eigenen Freunde und Familienmitglieder die gleichen Fragen und kennen die Antworten auch nicht so richtig.

 

Kitz (2017) spricht in seiner Streitschrift einen von insgesamt 8 Karriereankern an. Vereinfacht ausgedrückt sagen Karriereanker etwas darüber aus, was Menschen motiviert, morgens gern zur Arbeit zu fahren. Menschen, die für ihren Job brennen, setzen sich in der Regel für eine wertvolle Idee ein, um die Welt zu einem besseren Platz zu machen (Karriereanker 1).

  

Statistisch gesehen sucht ein wachsender Anteil an Beschäftigten einen Job mit Sinn, für den sie brennen können und bei dem sie ihre Fachkompetenz unter Beweis stellen können (Karriereanker 2). Das Gehalt spielt eine eher untergeordnete Rolle. Die Entwicklungsdynamik ist eher dadurch gekennzeichnet, dass – um der guten Sache willen - ein Zuwachs an Verantwortung und Gestaltungsspielräumen begrüßt wird.

 

Ganz anders sieht die Entwicklungsdynamik bei denjenigen aus, die sich mit den verbleibenden Karriereankern identifizieren können: Privat- und Berufsleben in Einklang bringen, die ultimative Herausforderung suchen und annehmen, unternehmerische Kreativität entfalten, Sicherheit und Beständigkeit in einem Unternehmen suchen, eine anspruchsvolle Führungsaufgabe wahrnehmen oder Selbständigkeit und Unabhängigkeit in einem Unternehmen leben.

 

Kurzum: Man muss für seinen Beruf nicht brennen, aber man kann es durchaus tun, wie der Blick auf die verschiedenen Karriereanker zeigt. Eine Veränderung ist nur dann angezeigt, wenn der einmal gewählte Karriereanker nicht mehr passt, weil möglicherweise eine berufliche Veränderung ansteht.